Bisher haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, welche Schließmechanismen es in der Vergangenheit gegeben hat.
Heute möchten wir zur Abwechslung einmal erzählen, was es im Mittelalter eben NICHT gegeben hat, um mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: dem Keuschheitsgürtel! Der Grund dafür ist ganz einfach, denn Keuschheitsgürtel waren im Mittelalter gänzlich unbekannt.
Wie es häufig bei Themen der Fall ist, die mit Sexualität zu tun haben, werden auch beim Keuschheitsgürtel, zumeist mit leichtem Kichern und hinter vorgehaltener Hand, die immer gleichen Märchen weitererzählt. Vergessen wir also den frustrierten Kreuzritter, der seine Frau über Monate einschließt, denn ihn hat es nie gegeben.
Erstmalig erwähnt werden Keuschheitsgürtel im Florenz der Renaissance. In Deutschland tauchen sie in sehr geringen Zahlen während des Dreißigjährigen Krieges auf, wo sie eventuell und für kurze Zeit von Frauen benutzt wurden, die sich vor den Übergriffen herumstreunender Soldaten schützen wollten.
Fast alle der Exemplare, die mit Vorliebe in den Folterkammern irgendwelcher Burg- und Schlossmuseen gezeigt werden, sind gerade einmal etwas über hundert Jahre alt. Sie wurden ausgerechnet im puritanischen England und zu allem Überfluss auch noch zur Regierungszeit, der sittenstrengen Königin Viktoria als erotische Spielzeuge hergestellt und, wahrscheinlich in unauffälliger Verpackung, per Katalog verkauft.
Eine dieser Firmen existiert noch heute und strengte in den 1970er Jahren vergeblich, mit dem Argument, dass es sich bei ihren Produkten um Verhütungsmittel handele, einen Prozess an, um von der Mehrwertsteuer befreit zu werden.
Text: Maria Krause / Bild: Maria Krause/Google